In Deutschland wird Gründlichkeit im Steuerrecht großgeschrieben. Diese Gründlichkeit zeigt sich einmal mehr in der geplanten Verschärfung der Wegzugssteuer, die in einem neuen Entwurf des Jahressteuergesetzes festgelegt wurde. Die Wegzugssteuer war bereits seit ihrer Einführung im Jahr 2022 ein heikles Thema für Unternehmer, die darüber nachdenken, das Land zu verlassen. Nun trifft es wohl auch private Anleger, die in Investmentfonds investiert haben. Wer plant, ins Ausland zu ziehen, könnte sich bald in einer finanziellen Falle wiederfinden.
Die Verschärfung im Detail
Bislang galt die Wegzugssteuer vor allem für Unternehmer, die ihren Firmensitz ins Ausland verlagern wollten. Sobald jemand, der Anteile an einer Kapitalgesellschaft besitzt, aus Deutschland auswandert, wird so getan, als hätte er sein Unternehmen verkauft – mit der entsprechenden Steuerbelastung. Diese Regelung betrifft vor allem Gründer und Unternehmer, die sich nach Jahren der harten Arbeit für eine neue Lebensphase im Ausland entscheiden. Jetzt aber soll die Steuer auch auf Investmentfonds ausgeweitet werden, wenn das investierte Vermögen einen Schwellenwert von 500.000 Euro übersteigt oder der Anleger mindestens ein Prozent des Fondsvermögens hält. Betroffen sind also nicht mehr nur Unternehmensbesitzer, sondern auch Anleger, die sich ein ordentliches Portfolio aufgebaut haben.
Diese Neuerung wird von der Politik als Schließen eines „Schlupflochs“ verkauft. Es gehe darum, sogenannte Umgehungstatbestände zu verhindern, so die offizielle Begründung. Doch viele Experten sehen das anders. Sie argumentieren, dass dies vor allem das Auswandern weiter erschwert und den Vermögensaufbau in Deutschland unattraktiver macht.
Ein Signal gegen die Kapitalbildung
Wer in Deutschland Vermögen aufbaut, sollte sich spätestens jetzt die Konsequenzen eines Wegzugs ins Ausland gut überlegen. Das Gefühl, früher oder später in einer Steuerfalle zu sitzen, könnte besonders für Fachkräfte und gutverdienende Selbstständige zu einem Problem werden. Gerade diejenigen, die international arbeiten und die Möglichkeit offenhalten wollen, irgendwann in ein anderes Land zu ziehen, könnten sich zweimal überlegen, ob Deutschland der richtige Ort für ihren Vermögensaufbau ist.
Es ist klar, dass Deutschland angesichts seiner schwächelnden Wirtschaft jede Form von Kapitalbildung dringend benötigt. Doch die Verschärfung der Wegzugssteuer sendet ein fatales Signal: Wer hier Vermögen aufbaut, wird dafür bestraft, wenn er das Land verlässt. Anstatt Anreize zu schaffen, in Deutschland zu investieren, erhöht die Bundesregierung die Unsicherheit und schafft zusätzliche Bürokratie, die eigentlich abgebaut werden sollte.
Eine Luxussteuer für Vermögende?
Auf den ersten Blick mag die 500.000-Euro-Grenze pro Fonds ein Problem einiger weniger erscheinen. Doch wer privat vorsorgt und über Jahre hinweg in Aktien und ETFs investiert, weiß, wie schnell eine halbe Million Euro zusammenkommen kann. Besonders betroffen sind wohlhabende Fachkräfte und Unternehmer, die ohnehin dazu neigen, einen Teil ihres Einkommens über den Kapitalmarkt anzulegen. Damit betrifft die Steuerverschärfung nicht nur die „Superreichen“, sondern auch viele Leistungsträger, die für ihre Zukunft vorsorgen.
Genau diese Gruppe wird sich künftig genau überlegen, ob Deutschland der richtige Ort ist, um sich niederzulassen. Die steuerlichen Hürden für einen späteren Wegzug könnten dafür sorgen, dass hochqualifizierte Fachkräfte, die international gefragt sind, lieber gleich in Länder gehen, die weniger bürokratische Stolperfallen aufstellen. Denn wer möchte sich in einem Land niederlassen, das das Verlassen finanziell so erschwert?
Wettbewerb um die klügsten Köpfe
Die Frage, die man sich im Bundesfinanzministerium stellen sollte, lautet: Setzen wir die richtigen Prioritäten? Gerade in Zeiten, in denen der internationale Wettbewerb um die besten Köpfe immer härter wird, könnte diese Verschärfung der Wegzugssteuer zu einem Bumerang werden. Andere Länder haben ebenfalls Wegzugssteuern, doch in Deutschland trifft die Steuer gerade diejenigen, die ohnehin schon mehrfach besteuert wurden – nämlich Menschen, die mit bereits versteuertem Geld in Fonds investieren.
Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen diese neue Regelung auf die Kapitalbildung in Deutschland haben wird. Doch eines ist sicher: Die Verschärfung der Wegzugssteuer sendet das falsche Signal an Unternehmer, Fachkräfte und alle, die in Deutschland Vermögen aufbauen wollen. Sie stellt ein weiteres Hindernis in einer ohnehin schon komplexen und bürokratischen Steuerlandschaft dar. Statt den Fokus auf Wachstum und Kapitalbildung zu legen, verkompliziert die Bundesregierung das Steuerrecht weiter – zum Nachteil der Wirtschaft und aller, die in Deutschland etwas aufbauen wollen.
Fazit
Die Verschärfung der Wegzugssteuer ist ein Schritt in die falsche Richtung. Sie schreckt Investoren ab, behindert die Kapitalbildung und macht Deutschland als Standort für internationale Fachkräfte und Unternehmer unattraktiver. Wer in Deutschland investiert, sollte sich bewusst sein, dass das Auswandern teurer wird – und das könnte das Land auf lange Sicht viel kosten.