In den letzten Monaten haben wichtige Zentralbanken weltweit begonnen, ihre Zinspolitik zu lockern. Dies bedeutet, dass sie die Zinsen senken, um die Wirtschaft zu stützen. Vor allem die US-Notenbank (Fed), die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of England (BoE) haben ihre Zinsen deutlich gesenkt. Doch wie weit werden die Zinsen fallen und was bedeutet das für die Zukunft?
Warum werden die Zinsen gesenkt?
Der Hauptgrund für die Zinssenkungen liegt in der aktuellen Wirtschaftslage. Die Zentralbanken versuchen, durch niedrigere Zinsen den Konsum und Investitionen zu fördern. Das macht Kredite günstiger und kann helfen, die Wirtschaft anzukurbeln. Doch gleichzeitig gibt es Faktoren, die darauf hindeuten, dass die Zinsen nicht so stark gesenkt werden können wie früher. Dazu gehören unter anderem eine lockere Haushaltspolitik in den USA, steigender Inflationsdruck (vor allem in Großbritannien) und Engpässe auf dem Arbeitsmarkt.
Vor der Pandemie waren die Zinsen extrem niedrig. Doch viele dieser Bedingungen haben sich geändert. Die Arbeitsmärkte sind heute angespannter, weil viele Menschen in Rente gehen, und das bedeutet, dass Löhne wahrscheinlich weiter steigen. Dies erhöht den Preisdruck, was wiederum dafür spricht, dass die Zinsen in den nächsten Jahren nicht so tief fallen werden wie früher.
Wie geht es in den USA weiter?
Die Fed hat in letzter Zeit die Zinsen stark gesenkt, aber wir erwarten, dass dieser Trend bis Mitte 2025 bei etwa 3,75-4% enden wird. Die Fed könnte vorsichtiger sein, da die US-Regierung weiterhin hohe Defizite hat. Um eine neue Inflation zu verhindern, muss die Geldpolitik hier gegensteuern. Beide Präsidentschaftskandidaten – Donald Trump und Kamala Harris – haben teure Wahlversprechen gemacht. Selbst wenn der Präsident nach der Wahl nur wenige dieser Versprechen umsetzen kann, bleibt der Haushaltsdruck hoch. Dies könnte die Fed dazu zwingen, die Zinsen nicht weiter zu senken.
Die Lage in der Eurozone
Die EZB wird ihre Zinsen ebenfalls senken, aber langsamer und vorsichtiger als in den USA. Während die EZB ihren Einlagenzins bis Mitte 2025 auf etwa 2,5% senken könnte, gehen einige Marktteilnehmer davon aus, dass der Zinssatz sogar auf 2% fallen könnte. Allerdings erwarten wir, dass die Zinsen im Euroraum auch in Zukunft niedriger bleiben als in den USA oder Großbritannien, wie es in den letzten Jahren oft der Fall war.
Großbritannien: Inflationsgefahr
In Großbritannien besteht das größte Risiko einer erneuten Inflation. Der Arbeitsmarkt ist hier besonders angespannt, und die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen bleibt hoch. Die BoE ist deshalb vorsichtig und hat die Zinsen im September nicht gesenkt, obwohl andere Zentralbanken das getan haben. Wir glauben, dass die BoE langsamer und weniger stark senken wird als die Fed oder die EZB. Während die Fed und die EZB ihre Zinssenkungen bis Mitte 2025 abschließen dürften, erwarten wir, dass die BoE ihre letzte Zinssenkung erst im dritten Quartal 2025 vornimmt.
Fazit: Was bedeutet das für Sie?
Für Verbraucher und Kreditnehmer bedeutet die aktuelle Zinspolitik, dass Kredite in naher Zukunft wieder günstiger werden könnten. Das gilt besonders für Hypotheken und andere langfristige Finanzierungen. Allerdings sollten Sie sich darauf einstellen, dass die Zinsen nicht so stark fallen werden wie in der Vergangenheit. Wer also über größere Anschaffungen oder Investitionen nachdenkt, sollte die Entwicklung der Zinsen genau im Auge behalten. Insbesondere in Ländern wie Großbritannien könnte die Inflationsgefahr zu höheren Kosten führen.
Es bleibt spannend, wie die Zentralbanken ihre Zinspolitik in den kommenden Jahren anpassen.