Die US-Wahl am 05. November wirft seit Wochen ihre Schatten voraus. Im Rahmen des letzten Marktupdates in diesem Jahr, am Dienstag dem 12. November 2025 ab 18:30 Uhr, machen wir dieses Ereignis zum Hauptthema des Livestreams. Bis dahin wollen wir uns aber hier im Magazin noch ein paar allgemeine Fragen stellen und Gedanken teilen, die Auswirkungen auch auf private Anleger haben können.
Donald Trump hat in der Vergangenheit mehrfach betont, dass er gerne mehr Einfluss auf die Entscheidungen der US-Notenbank, der Federal Reserve (Fed), nehmen würde, sollte er am 5. November erneut zum Präsidenten gewählt werden. Für private Anleger stellt sich die Frage: Wie könnte eine zweite Amtszeit von Trump die Geldpolitik und damit auch die Märkte beeinflussen? Hier werfen wir einen Blick auf die möglichen Szenarien, wie Trump versuchen könnte, seine Vorstellungen durchzusetzen – und warum seine Einflussmöglichkeiten wohl begrenzt bleiben.
Drohungen, Powell zu feuern – politisches Theater?
Bereits in seiner ersten Amtszeit drohte Trump mehrfach, den Fed-Vorsitzenden Jerome Powell zu entlassen, da er mit dessen Geldpolitik nicht einverstanden war. Powell war von Trump selbst im Jahr 2018 ernannt worden, allerdings stellte sich schnell heraus, dass Powell sich nicht einfach den Wünschen des Präsidenten beugen würde. Auch wenn Trump in letzter Zeit von dieser Drohung etwas Abstand genommen hat und sogar andeutete, dass er Powell „seinen Job zu Ende machen lassen“ würde, dürfte die Entlassung immer noch ein Druckmittel sein, das Trump gerne in der Tasche behält.
Rein rechtlich gesehen ist es allerdings äußerst schwierig, den Vorsitzenden der Fed zu entlassen. Das Federal Reserve Act erlaubt eine Absetzung nur „aus wichtigem Grund“, was allgemein als schweres Fehlverhalten oder Pflichtverletzung interpretiert wird. Politische Meinungsverschiedenheiten alleine reichen dafür nicht aus. Sollte Trump dennoch versuchen, Powell zu entlassen, wäre ein Rechtsstreit unausweichlich, der höchstwahrscheinlich bis zum Obersten Gerichtshof gelangen würde. Die Chancen, dass Trump damit durchkäme, sind gering. Für Anleger bedeutet das: Die Wahrscheinlichkeit, dass Powell tatsächlich entlassen wird, ist extrem niedrig. Dennoch könnte Trumps Drohung kurzfristig für Unsicherheiten an den Märkten sorgen.
Geduld als Trumpf: Trumps Einfluss über Personalentscheidungen
Ein viel klassischerer Weg, die Geldpolitik der Fed zu beeinflussen, liegt in der Ernennung von neuen Mitgliedern für den Gouverneursrat. Auch Trump könnte, anstatt Powell zu entlassen, einfach abwarten, bis die Amtszeiten der aktuellen Vorstandsmitglieder auslaufen. Die erste Vakanz würde im Januar 2026 entstehen, wenn die Amtszeit von Adriana Kugler endet. Auch Powells eigene Amtszeit als Fed-Vorsitzender läuft erst im Mai 2026 aus. Trump könnte also versuchen, Personen in den Gouverneursrat zu berufen, die seiner Vorstellung von Geldpolitik näherstehen, und schließlich einen seiner Kandidaten an die Spitze der Fed zu befördern.
Das Problem? Selbst wenn Trump sofort nach Amtsantritt in diesen Prozess einsteigt, wäre er erst 16 Monate später damit fertig. Zudem muss der Senat alle Nominierungen bestätigen, was den Prozess weiter verkomplizieren könnte. Es ist zudem bekannt, dass selbst von einem Präsidenten ernannte Kandidaten, sobald sie erst einmal im Amt sind, oft unabhängiger handeln, als erwartet. Jerome Powell selbst ist das beste Beispiel dafür.
Gesetzesänderungen: Keine realistische Option
Eine radikalere Möglichkeit, den Einfluss des Präsidenten auf die Geldpolitik zu vergrößern, wäre eine Änderung des Federal Reserve Act, der seit 1913 das Mandat der Fed regelt. Der Präsident könnte versuchen, dem Kongress vorzuschlagen, dass die geldpolitischen Entscheidungen der Fed von ihm selbst genehmigt werden müssten. Doch hier stoßen wir auf eine weitere Hürde: Selbst wenn die Republikaner die Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses gewinnen sollten, was keineswegs sicher ist, wäre diese Mehrheit vermutlich sehr knapp. Es wäre daher fraglich, ob genügend republikanische Abgeordnete bereit wären, eine solch weitreichende Änderung zu unterstützen, die die Unabhängigkeit der Fed einschränken würde. Denn auch konservative Politiker wissen, wie wichtig es ist, dass die Fed unabhängig agieren kann, um die Inflation zu kontrollieren und die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten.
Für Anleger bedeutet das: Eine Änderung der Gesetze, die dem Präsidenten mehr Macht über die Zinspolitik der Fed gibt, ist höchst unwahrscheinlich.
Was können Anleger erwarten?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Donald Trump in einer zweiten Amtszeit zwar sicher versuchen wird, Druck auf die Fed auszuüben, seine Möglichkeiten dazu jedoch begrenzt sind. Drohungen, Powell zu entlassen, werden wahrscheinlich weiterhin im Raum stehen, doch rechtliche und praktische Hürden machen diesen Schritt unwahrscheinlich. Geduld und Personalentscheidungen bieten Trump einen traditionelleren Weg, die Fed zu beeinflussen, aber dieser Prozess dauert und ist nicht ohne Risiken. Schließlich bleiben Gesetzesänderungen, die dem Präsidenten mehr Kontrolle über die Fed geben würden, eine äußerst unwahrscheinliche Option.
Für private Anleger bedeutet dies, dass die Fed auch in einer zweiten Amtszeit von Trump höchstwahrscheinlich weiterhin unabhängig agieren wird. Die Märkte werden auf Trumps Rhetorik reagieren, aber die langfristige Geldpolitik dürfte weniger von ihm bestimmt werden, als er sich das vielleicht wünscht. Anleger sollten sich auf die fundamentalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konzentrieren – wie Inflation, Arbeitsmarkt und Zinssätze – und weniger auf politische Drohungen und Machspiele im Weißen Haus.
Auch wenn kurzfristige Unsicherheiten durch mögliche Drohungen Trumps nicht auszuschließen sind, sollten Anleger langfristig auf die Stabilität der Fed und ihre Fähigkeit vertrauen, die US-Wirtschaft durch unabhängige Entscheidungen zu steuern.