Ich habe mir heute ein paar Gedanken aus dem Hause Flossbach von Storch angeschaut – und sie haben mich wirklich beschäftigt. Denn sie treffen einen Nerv: Die Welt, in der wir investieren, verändert sich gerade tiefgreifend. Und zwar nicht nur konjunkturell, sondern strukturell.

Das Institut beschreibt, wie die Weltwirtschaftsordnung, die seit dem Zweiten Weltkrieg Bestand hatte, zunehmend unter Druck gerät. Diese Ordnung stand auf vier Säulen: der Sicherheitsgarantie der USA, dem freien Welthandel, dem Vormarsch der Demokratie und der Zurückdrängung des Nationalismus. Auf diesem Fundament wuchs über Jahrzehnte der globale Wohlstand.

Doch dieses Fundament bröckelt. Heute erleben wir, dass China, Russland und auch die USA – jeder auf seine Weise – diese Prinzipien infrage stellen. Statt offener Märkte und verlässlicher Regeln dominieren wieder Machtpolitik, Zölle, Sanktionen und Abhängigkeiten. Der Handel wird zur Waffe, Energie zur geopolitischen Munition.

Flossbach von Storch spricht hier von einer Rückkehr des politischen Konstruktivismus – also dem Versuch, Wirtschaft und Gesellschaft gezielt nach nationalen Zielen zu formen. Hayek hat das schon vor Jahrzehnten als „verhängnisvolle Anmaßung“ bezeichnet: den Glauben, komplexe Systeme steuern zu können, ohne sie zu zerstören.

Was heißt das für uns Anlegerinnen und Anleger?

Ganz einfach: Wir investieren nicht mehr in einer global integrierten Welt, in der alles reibungslos zusammenläuft. Wir investieren in einer Welt, in der wirtschaftliche Verflechtungen zunehmend politisch aufgeladen sind. Und das bedeutet: mehr Unsicherheit, mehr Reibung, mehr Risiko – aber auch neue Chancen für diejenigen, die robust aufgestellt sind.

Wenn wirtschaftliche Regeln durch politische Ziele ersetzt werden, entstehen Wohlfahrtsverluste – oder anders gesagt: Wachstum wird seltener, Schwankungen häufiger. Das spüren wir bereits an den Kapitalmärkten: steigende Zinsen, volatile Rohstoffpreise, geopolitische Schocks. In so einem Umfeld ist die entscheidende Frage nicht mehr, wer die höchste Rendite einfährt, sondern wer in unruhigen Zeiten stabil bleibt.

 

Genau das ist der Kern unseres letzten Marktupdates
in diesem Jahr am 11. November:

„Resilienz in der Geldanlage – wie gehe ich das operativ an?“

 

Denn Resilienz ist mehr als ein Schlagwort. Sie ist die Fähigkeit, in einer sich wandelnden Welt investiert zu bleiben, ohne permanent von politischen Schlagzeilen aus der Spur geworfen zu werden.

Was bedeutet das konkret?

  • Diversifikation bleibt zentral – aber nicht blind über Ländergrenzen hinweg, sondern mit Blick auf politische und regulatorische Stabilität.
  • Sachwerte mit realer Substanz – von Aktien robuster Geschäftsmodelle bis zu Immobilien und Rohstoffen – bieten Schutz gegen den schleichenden Wertverlust.
  • Bilanzqualität und Preissetzungsmacht werden wieder wichtiger als reine Wachstumsfantasie.
  • Und: Liquiditätspuffer und Flexibilität sind Teil jeder resilienten Anlagestrategie.

Kurz gesagt: Wir müssen wieder stärker unterscheiden, wo Kapital langfristig sicher arbeiten kann – und wo nicht. Märkte, die Rechtsstaatlichkeit, Unternehmertum und Offenheit bewahren, bleiben attraktiv. Systeme, die auf Kontrolle und Planwirtschaft setzen, verlieren über Zeit an Dynamik. Diese Unterscheidung wird künftig entscheidender sein als jede kurzfristige Zinsprognose.

Mir gefällt an den Überlegungen von Flossbach von Storch, dass sie einen klaren Blick auf das große Ganze werfen:

Die Welt ordnet sich neu – aber sie dreht sich nicht zurück. Es wird keine lineare „De-Globalisierung“ geben, sondern ein Umbau, bei dem neue Machtzentren entstehen und alte Ordnungen verschwinden.

Für uns Investoren heißt das:
Wir brauchen keine Angst, aber einen Plan.

Und genau darum geht es am 11. November: Wie setze ich Resilienz in der Geldanlage konkret um? Welche Strukturen tragen auch in einer fragmentierten Welt? Wie finde ich Stabilität, ohne Chancen zu verschenken?

Ich finde, es lohnt sich, diese Fragen jetzt ganz bewusst zu stellen – bevor das Jahr zu Ende geht und wir alle wieder in den hektischen Jahresendmodus verfallen. Denn wer heute seine Strategie überprüft, kann 2026 deutlich gelassener entgegensehen.

Die Zeiten mögen rauer werden. Aber wer verstanden hat, dass Resilienz kein Verzicht, sondern eine Investition in Stabilität ist, wird auch in der neuen Unordnung seinen Weg finden.