In den letzten Jahren haben wir eine bemerkenswerte Entwicklung auf den Finanzmärkten erlebt: Nachhaltige Investments, einst das Aushängeschild einer neuen, umweltfreundlichen Ära des Investierens, verlieren zunehmend an Reiz. Das Versprechen, mit dem eigenen Geld gleichzeitig Renditen zu erwirtschaften und die Welt zu verbessern, wurde von Anlegern zunächst mit Begeisterung aufgenommen. Doch diese anfängliche Euphorie weicht mehr und mehr einer spürbaren Ernüchterung. Immer mehr Investoren kehren den sogenannten „nachhaltigen Fonds“ den Rücken. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Eine überbordende Bürokratie, intransparente Bewertungskriterien und eine von Regulierung überladene Politik, die den Versuch unternommen hat, das Geld der Sparer in gewünschte Bahnen zu lenken.

Die EU als überambitionierter Steuermann des Finanzmarktes

Es war der große Traum der Europäischen Union: Der Finanzmarkt sollte zum Motor der grünen Transformation werden. Mit einer Vielzahl von regulatorischen Maßnahmen, allen voran der Offenlegungsverordnung (SFDR), wurde versucht, das Kapital der Anleger in nachhaltige Projekte zu lenken. Doch dieser Versuch, den Markt zu steuern, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Die EU hat sich hier schlichtweg überschätzt – anstatt auf die Selbstregulierung des Marktes und die natürlichen Kräfte des Kapitalismus zu vertrauen, wurde ein immer komplexeres Regelwerk entwickelt, das am Ende mehr Fragen aufwarf, als es beantwortete.

Besonders problematisch ist die Einstufung der Fonds in verschiedene Kategorien wie „Artikel 8“ oder „Artikel 9“ nach der SFDR. Diese bürokratische Kategorisierung erweckt den Eindruck, als ließe sich Nachhaltigkeit in einem starren Regelkorsett fassen. Doch die Realität ist komplexer. Anleger, die einst bereit waren, in grüne Produkte zu investieren, sind zunehmend verwirrt über die widersprüchlichen und unklaren Kriterien, die entscheiden sollen, was nun tatsächlich nachhaltig ist und was nicht.

Nachhaltigkeit? Ja, aber bitte ohne Greenwashing und Bürokratie

Was als „nachhaltig“ gilt, ist für den Laien oft kaum nachvollziehbar – und selbst Experten in der Finanzwelt tun sich zunehmend schwer damit, die Vorgaben und Definitionen der EU-Regulierer zu durchdringen. Die hohe Intransparenz hat zu einem massiven Vertrauensverlust geführt. Viele Privatanleger haben erkannt, dass hinter den großspurigen Versprechen der „grünen Fonds“ oft wenig Substanz steckt. Statt tatsächlich etwas zur Rettung des Planeten beizutragen, betreiben viele Emittenten schlicht Greenwashing: Sie schmücken ihre Produkte mit einem grünen Anstrich, ohne dass deren tatsächliche Wirkung auf Umwelt oder Gesellschaft signifikant wäre.

Das ursprüngliche Ziel der EU, Nachhaltigkeit durch Finanzprodukte zu fördern, ist durch diese Bürokratisierung und den Zwang zu oberflächlichen Marketingversprechen komplett untergraben worden. Anleger, die Transparenz und echte Nachhaltigkeit erwarten, werden von einem undurchsichtigen Regelwerk enttäuscht. Sie sind nicht bereit, in Produkte zu investieren, die ihre Erwartungen nicht erfüllen – und genau das zeigt sich in den jüngsten Kapitalabflüssen aus „nachhaltigen“ Fonds.

Eine Warnung vor weiteren Verschlimmbesserungen

Angesichts der aktuellen Entwicklungen scheint es, als habe die EU nicht etwa aus ihren Fehlern gelernt, sondern sei auf dem besten Weg, diese noch zu verschärfen. Anstatt die Regulierung zu vereinfachen und auf praxisnahe, klare Kriterien zu setzen, erwägt man in Brüssel, die bestehenden Regularien weiter zu verfeinern und zu erweitern. Neue Vorschläge beinhalten die Einführung eines „Nachhaltigkeitsschwellenwerts“ sowie zusätzliche Kategorisierungsparameter, die den Fondsmarkt noch undurchsichtiger machen dürften.

Ein solcher „Schwellenwert“ klingt auf dem Papier vielversprechend, doch was bedeutet das konkret? Wie soll der Kleinanleger bewerten, ob ein Fonds diesen Wert erreicht oder nicht? Die Komplexität nimmt weiter zu, und anstatt Klarheit zu schaffen, wird die Verwirrung nur noch größer. Zudem werden immer neue Ideen in den Raum geworfen, wie beispielsweise die Bewertung von sogenannten Übergangsprodukten – also Investments, die sich in einer Phase der Nachhaltigkeitsverbesserung befinden. Doch wie will man das konkret messen? Welche Kriterien sollen hier gelten? Auch hier ist zu befürchten, dass die Umsetzung im Alltag der Finanzindustrie schlichtweg unpraktikabel ist.

Kapital sucht den effizientesten Weg – auch ohne Regulierung

Die Grundidee der EU, Kapitalströme in nachhaltige Projekte zu lenken, ist theoretisch nachvollziehbar. Doch die Praxis zeigt: Der Markt folgt eigenen Regeln, und Kapital sucht sich immer den effizientesten Weg. Wenn nachhaltige Produkte langfristig keine ausreichende Rendite versprechen oder ihre Nachhaltigkeit nicht glaubwürdig ist, dann werden Anleger ihre Gelder anderswohin verlagern – unabhängig davon, wie sehr die Regulierungsbehörden versuchen, den Markt zu lenken. Die aktuellen Kapitalflüsse sprechen eine deutliche Sprache: Anleger investieren vermehrt in traditionelle Produkte, weil sie hier mehr Vertrauen und oft auch höhere Renditen erwarten.

Anstatt mit immer neuen, noch komplexeren Vorschriften gegenzusteuern, wäre es sinnvoller, die Regulierung drastisch zu vereinfachen und den Markt stärker eigenständig agieren zu lassen. Schließlich war es immer das Versprechen der Marktwirtschaft, dass Angebot und Nachfrage eine effiziente Verteilung von Ressourcen sicherstellen. Der Versuch der EU, dieses Prinzip auszuhebeln und den Markt mit bürokratischen Mitteln zu steuern, war von Beginn an zum Scheitern verurteilt.

Fazit: Weniger Regulierung, mehr Markt!

Die Abkehr vieler Anleger von nachhaltigen Fonds ist ein klares Zeichen dafür, dass der Kurs der EU in Bezug auf die Regulierung des Finanzmarktes überdacht werden muss. Die übertriebene Bürokratisierung und die Versuche, das Kapital der Anleger in bestimmte Bahnen zu lenken, haben das Vertrauen der Investoren in „grüne“ Produkte nachhaltig erschüttert. Es ist höchste Zeit, innezuhalten und die Dinge grundlegend zu überdenken.

Weniger Regulierung, weniger Bürokratie, mehr Transparenz und ein stärkeres Vertrauen in die Selbstregulierung des Marktes wären die richtigen Schritte, um nachhaltige Investitionen langfristig wieder attraktiv zu machen. Andernfalls droht der Markt für nachhaltige Finanzprodukte weiter zu schrumpfen – und damit ein zentrales Element der grünen Transformation der Wirtschaft verloren zu gehen. Es wird Zeit, dass die EU aufhört, das Geld der Sparer durch überzogene Regulierung zu lenken, und stattdessen den Finanzmärkten wieder mehr Raum lässt, um effizient und erfolgreich zu agieren.