Die Immobilienmärkte in Deutschland stehen erneut unter Druck. Noch vor wenigen Monaten schien der Preisverfall beendet, und Experten prognostizierten eine Stabilisierung. Doch mit der Ankündigung eines milliardenschweren Finanzpakets der Bundesregierung haben sich die Rahmenbedingungen schlagartig verändert. Investoren und Banken reagieren nervös, und das wirkt sich unmittelbar auf die Finanzierungskosten für Immobilienkäufer aus. Innerhalb kürzester Zeit sind die Bauzinsen sprunghaft angestiegen – mit weitreichenden Folgen für den Markt.
Der Grund für diese Entwicklung liegt im Anstieg der Kapitalmarktzinsen. Die Regierung plant, durch hohe Staatsausgaben neue Schulden aufzunehmen, um Infrastrukturprojekte zu finanzieren. Das belastet den Anleihemarkt, da Investoren eine höhere Verzinsung für Staatsanleihen verlangen, um das gestiegene Risiko auszugleichen. Banken refinanzieren ihre Kredite zum Teil über diese Anleihen, wodurch ihre eigenen Kosten steigen. Diese zusätzlichen Kosten werden letztlich auf Immobilienkäufer und Bauherren umgelegt, die nun mit deutlich höheren Kreditkosten rechnen müssen. Die Zinssätze für Baufinanzierungen mit zehnjähriger Zinsbindung sind innerhalb weniger Tage um 33 Basispunkte auf 3,69 % gestiegen – der stärkste Wochenanstieg seit der Finanzkrise 2008.
Für den Immobilienmarkt bedeutet dies eine spürbare Verschiebung. Höhere Finanzierungskosten verringern die Kaufkraft potenzieller Erwerber. Gerade in einer Phase, in der sich der Markt erst langsam von den Preisrückgängen der vergangenen Jahre erholt, könnte dies eine erneute Abkühlung bewirken. Während einige Experten noch von einem moderaten Anstieg der Immobilienpreise ausgehen, könnte es in einigen Regionen zu einer Stagnation oder sogar leichten Rückgängen kommen. Besonders betroffen sind Immobilien mit hohem Finanzierungsbedarf, da Käufer hier verstärkt auf leistbare Kredite angewiesen sind. Wer ohnehin nur knapp kalkuliert, wird angesichts steigender Zinsen möglicherweise ganz vom Kauf Abstand nehmen.
Doch nicht nur Privatpersonen, sondern auch Immobilienkonzerne geraten durch die Zinsentwicklung unter Druck. Viele dieser Unternehmen sind hoch verschuldet und müssen laufend bestehende Kredite refinanzieren. Steigende Zinsen erhöhen ihre Kapitalkosten und zwingen sie möglicherweise dazu, Investitionen zurückzufahren oder Bestände umzustrukturieren. An der Börse hat sich diese Unsicherheit bereits deutlich bemerkbar gemacht: Die Aktien großer Wohnimmobilienkonzerne haben massiv an Wert verloren, da Anleger befürchten, dass sich die Finanzierungslage weiter verschärft.
Besonders kritisch wird die Lage für den Wohnungsneubau. Hohe Finanzierungskosten und steigende Rohstoffpreise machen es zunehmend schwieriger, neue Projekte wirtschaftlich umzusetzen. Das verschärft die ohnehin angespannte Lage auf dem deutschen Wohnungsmarkt, wo bereits jetzt ein erheblicher Mangel an Wohnungen herrscht. Experten warnen davor, dass die geplanten staatlichen Investitionen in andere Infrastrukturprojekte die Baukapazitäten weiter belasten könnten. Damit droht eine weitere Verlangsamung der Neubautätigkeit, was die angespannte Situation für Mieter zusätzlich verschärfen dürfte.
Für Immobilienkäufer bedeutet die aktuelle Entwicklung vor allem eines: Handlungsbedarf. Wer über einen Kauf nachdenkt, sollte sich zeitnah mit möglichen Finanzierungsoptionen befassen und sich langfristige Zinsen sichern. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Bauzinsen weiter steigen, ist hoch – und damit auch die monatliche Belastung für Kreditnehmer. Experten raten, bestehende Darlehensangebote genau zu prüfen und gegebenenfalls auf längere Zinsbindungsfristen zu setzen, um sich gegen weitere Zinserhöhungen abzusichern. Ob sich die Lage am Markt in den kommenden Monaten stabilisieren wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass sich das Finanzierungsumfeld für Immobilienkäufer und Investoren grundlegend verändert hat.