Private Equity (PE) war traditionell vor allem für institutionelle Investoren wie Pensionsfonds, Versicherungen oder sehr vermögende Privatpersonen zugänglich. Doch in den letzten Jahren hat sich dieser Markt zunehmend auch für Privatanleger geöffnet, die auf der Suche nach neuen Renditechancen jenseits der klassischen Aktien- und Anleihemärkte sind. Doch was genau ist Private Equity, wie funktioniert es, und welche Möglichkeiten gibt es für Privatinvestoren, an diesem Markt teilzuhaben? In diesem Beitrag werfen wir einen genauen Blick auf diese Anlageform, ihre Verpackungen sowie die Chancen und Risiken, die damit einhergehen.
Was ist Private Equity?
Private Equity bezeichnet Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen. Im Gegensatz zu Aktien, die an öffentlichen Börsen gehandelt werden, erwerben PE-Investoren Anteile an privat gehaltenen Unternehmen oder finanzieren deren Übernahme. Das Ziel von PE-Investoren besteht meist darin, den Wert dieser Unternehmen durch strategische Veränderungen, Effizienzsteigerungen oder Wachstum zu steigern und die Beteiligungen später mit Gewinn zu verkaufen – oft nach einem Zeitraum von 5 bis 10 Jahren.
PE-Fonds sammeln dabei Kapital von Investoren und nutzen es, um Unternehmen zu kaufen oder sich an diesen zu beteiligen. Diese Investitionen können sehr unterschiedlich sein – von Start-ups (Venture Capital) über mittelständische Unternehmen (Growth Capital) bis hin zu Restrukturierungen von Unternehmen in Schwierigkeiten (Turnaround Capital).
Private Equity vs. Aktieninvestments
Der größte Unterschied zwischen Private Equity und Aktien liegt in der Liquidität. Während Aktien an einer Börse leicht gekauft und verkauft werden können, sind Private-Equity-Beteiligungen oft illiquide. Das bedeutet, dass das investierte Kapital für längere Zeit gebunden ist und der Ausstieg aus der Investition nur durch den Verkauf der Unternehmensanteile oder über andere Exit-Strategien wie einen Börsengang (IPO) möglich ist.
Private Equity ist auch intensiver in der Betreuung der Unternehmen. PE-Investoren nehmen oft eine aktive Rolle im Management ein und beeinflussen die Strategie und operative Ausrichtung des Unternehmens. Im Gegensatz dazu erwerben Aktieninvestoren meist kleine Anteile an börsennotierten Unternehmen und haben keinen direkten Einfluss auf die Unternehmensführung.
Investitionsmöglichkeiten für Privatanleger
Während institutionelle Investoren direkten Zugang zu großen Private-Equity-Fonds haben, gibt es für Privatanleger verschiedene Möglichkeiten, in diese Anlageklasse zu investieren. Im Wesentlichen können sie über drei Strukturierungsformen investieren: Kommanditgesellschaften (KG-Modell), European Long-Term Investment Funds (ELTIFs) und Alternative Investment Funds (AIFs). Jede dieser Formen hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, die es zu verstehen gilt.
1. Kommanditgesellschaft (KG-Modell)
Das traditionelle Modell des Private Equity für Privatinvestoren war lange Zeit die Beteiligung an geschlossenen Fonds in Form von Kommanditgesellschaften. Diese Fonds sammeln Kapital von verschiedenen Anlegern, die als Kommanditisten auftreten, und investieren es in Private-Equity-Projekte. Die Struktur ist oft komplex, und die Beteiligung erfordert in der Regel hohe Mindestinvestitionen (häufig mehrere 100.000 Euro), was diese Möglichkeit vor allem vermögenderen Privatinvestoren offenhält.
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2. European Long-Term Investment Funds (ELTIF)
Eine neuere Entwicklung ist die Schaffung von ELTIFs, die speziell für Privatanleger entwickelt wurden, um Zugang zu langfristigen Investitionen wie Private Equity zu ermöglichen. ELTIFs sind regulierte Fonds, die von der EU geschaffen wurden, um Investitionen in Infrastruktur, Immobilien und Private Equity zu fördern. Sie haben in der Regel eine Mindesthaltedauer und begrenzte Liquidität, sind jedoch transparenter und bieten geringere Einstiegshürden als das klassische KG-Modell.
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3. Alternative Investment Funds (AIF)
Alternative Investment Funds (AIFs) umfassen eine breite Palette von nicht-traditionellen Anlageprodukten, darunter auch Private Equity. Diese Fonds sind regulierte Vehikel, die es Privatanlegern ermöglichen, in spezialisierte Investmentstrategien zu investieren. Je nach Ausgestaltung können AIFs ähnliche Vorteile und Herausforderungen wie ELTIFs bieten, jedoch mit größerer Flexibilität in Bezug auf die Anlagestrategie.
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Chancen und Risiken von Private-Equity-Investments
Wie bei jeder Anlageklasse gibt es auch bei Private Equity sowohl Chancen als auch Risiken. Für Privatanleger ist es wichtig, diese sorgfältig abzuwägen, bevor sie sich für eine Investition entscheiden.
Chancen:
- Hohe Renditechancen: PE-Investments bieten potenziell höhere Renditen als traditionelle Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen, insbesondere wenn die zugrunde liegenden Unternehmen erfolgreich wachsen oder restrukturiert werden.
- Diversifikation: Private Equity bietet eine Möglichkeit, das Portfolio durch Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen zu diversifizieren und somit das Risiko zu streuen.
- Aktive Einflussnahme: Bei PE-Investments haben Investoren oft die Möglichkeit, das Management und die Entwicklung der Unternehmen aktiv zu beeinflussen, was zusätzliche Wertsteigerungspotenziale eröffnen kann.
Risiken:
- Illiquidität: PE-Investitionen sind langfristig und das Kapital ist oft über mehrere Jahre gebunden. Dies schränkt die Flexibilität der Anleger ein.
- Hohe Volatilität: Die Unternehmensbewertung bei Private-Equity-Investments kann stark schwanken, insbesondere in wirtschaftlichen Krisenzeiten.
- Komplexität: PE-Investitionen sind oft schwer verständlich und erfordern detailliertes Wissen über die zugrunde liegenden Unternehmen und Märkte.
Private Equity in Krisenzeiten: Ein Blick zurück
Private Equity hat in den letzten Jahrzehnten einige der schwersten Krisen durchlebt, darunter die Dotcom-Blase (2000–2001), die Finanzkrise (2007–2008), die Eurokrise (2010–2012) und die COVID-19-Pandemie (2020). In jeder dieser Krisen haben sich die Auswirkungen auf PE-Investitionen unterschiedlich gezeigt.
- Dotcom-Blase: Viele Venture-Capital-Investitionen in Technologieunternehmen erlitten herbe Verluste, da viele junge Unternehmen nicht überlebten. Traditionelles Private Equity, das in reifere Unternehmen investierte, blieb jedoch stabiler.
- Finanzkrise 2007–2008: Die Krise traf PE-Investoren hart, da die Kreditmärkte einfroren und viele Unternehmen mit hohen Schuldenlasten in Schwierigkeiten gerieten. Einige Fonds verzeichneten signifikante Verluste, doch PE erwies sich langfristig als resilient und konnte sich rasch erholen.
- Eurokrise: Die Auswirkungen auf PE-Investitionen waren in Europa besonders spürbar, doch auch hier gab es Unterschiede zwischen den Regionen und Sektoren. PE-Fonds mit stark diversifizierten Portfolios konnten Verluste oft abfedern.
- COVID-19-Pandemie: Während einige Branchen, insbesondere der Einzelhandel und das Gastgewerbe, stark betroffen waren, erlebten Sektoren wie Technologie und Gesundheit einen Aufschwung. PE-Fonds, die in diesen Sektoren investiert waren, profitierten entsprechend.
Private Equity bietet Privatanlegern eine spannende Möglichkeit, an renditestarken Investments in nicht börsennotierte Unternehmen teilzuhaben. Mit der Einführung von zugänglicheren Vehikeln wie insbesondere den ELTIF wird diese Anlageklasse auch für Kleinanleger immer interessanter. Gleichzeitig erfordert PE ein hohes Maß an Risikobereitschaft, Kapitalbindung und Verständnis für die zugrunde liegenden Mechanismen.
Privatanleger sollten sich der Chancen, aber auch der Risiken bewusst sein, bevor sie in Private Equity investieren. Insbesondere die Illiquidität und die lange Kapitalbindung sind Faktoren, die gründlich bedacht werden müssen. Doch für diejenigen, die bereit sind, diese Herausforderungen anzunehmen, kann Private Equity eine wertvolle Ergänzung im Portfolio darstellen – mit potenziell attraktiven Renditen und einer spannenden Diversifikationsmöglichkeit abseits der Börsenmärkte.
ELTIF? Was ist das?
Wenn Sie sich als privater Investor mit den verschiedenen Möglichkeiten der Kapitalanlage beschäftigen, stoßen Sie möglicherweise auf Begriffe wie „klassischer Investmentfonds“ (oft OGAW-Produkte) und den vergleichsweise neuen ELTIF (European Long-Term Investment Fund). Beide bieten interessante Chancen, unterscheiden sich jedoch deutlich hinsichtlich ihrer Struktur, der Risiken und vor allem der Art der Beratung, die Sie benötigen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen. In diesem Beitrag werde ich Ihnen helfen, beide Optionen gegenüberzustellen und die Gründe zu erklären, warum die Beratung bei einem ELTIF umfangreicher und möglicherweise teurer ist.
Klassische Investmentfonds – Flexibilität und Verfügbarkeit
Beginnen wir mit den klassischen Investmentfonds, die vielen Investoren bereits vertraut sind. Diese Fonds, die unter dem OGAW-Regelwerk (auf Englisch: UCITS) stehen, sind in der Regel so gestaltet, dass sie einer breiten Masse von Anlegern zugänglich sind. Sie investieren in liquide, börsennotierte Wertpapiere wie Aktien oder Anleihen und bieten den Vorteil, dass sie täglich gehandelt werden können. Das bedeutet, Sie können jederzeit Anteile kaufen oder verkaufen – eine Flexibilität, die für viele Anleger von großem Vorteil ist.
Die Beratung bei einem klassischen Investmentfonds ist in der Regel unkompliziert. Ihr Berater wird Ihnen das Renditepotenzial und die Risiken des Fonds erläutern und prüfen, ob er zu Ihrer Risikobereitschaft und Ihren Anlagezielen passt. Da diese Fonds hochreguliert und relativ einfach zu verstehen sind, ist der Beratungsaufwand überschaubar. Die Kosten sind daher meist niedriger, was sie zu einer attraktiven Option für Anleger macht, die eine liquide und transparente Anlage suchen.
ELTIF – Langfristige Investitionen mit höherem Beratungsbedarf
Nun zum ELTIF, einer noch recht neuen Anlageform, die für langfristige Investitionen in illiquide Vermögenswerte konzipiert ist. Der ELTIF unterscheidet sich grundlegend von klassischen Investmentfonds, vor allem durch die Art der Investitionen und die langen Kapitalbindungsfristen. ELTIFs investieren typischerweise in langfristige Projekte wie Infrastruktur, Immobilien oder Private-Equity-Beteiligungen an Unternehmen, die nicht an der Börse notiert sind.
Die Chancen, die ELTIFs bieten, sind durchaus attraktiv – insbesondere für Anleger, die bereit sind, ihr Kapital über einen längeren Zeitraum zu binden. Sie ermöglichen Investitionen in Vermögenswerte, die normalerweise für institutionelle Investoren oder sehr vermögende Privatanleger reserviert sind. Dabei können potenziell höhere Renditen erzielt werden, weil ELTIFs in weniger zugängliche, unterbewertete oder wachstumsstarke Anlageklassen investieren.
Warum ist die Beratung bei einem ELTIF teurer und umfangreicher?
Anders als bei klassischen Fonds ist die Beratung und die darauf folgende Abwicklung (Verbuchung, Clearing) bei einem ELTIF deutlich komplexer. Das liegt an mehreren Faktoren:
- Langfristige Kapitalbindung und Illiquidität: Bei einem ELTIF investieren Sie in Projekte, deren Kapital oft für 10 Jahre oder länger gebunden ist. Es gibt keinen täglichen Handel, wie Sie es von Investmentfonds gewohnt sind. Das bedeutet, dass Sie während dieser Zeit keinen Zugriff auf Ihr Geld haben und keine Anteile einfach verkaufen können. Ihr Berater muss sicherstellen, dass Sie sich dieser Illiquidität und der langfristigen Natur des Investments bewusst sind und dass diese Anlage mit Ihren langfristigen Zielen übereinstimmt. Hier muss also viel mehr Beratung stattfinden, um sicherzustellen, dass Sie wirklich verstehen, worauf Sie sich einlassen.
- Komplexität der Vermögenswerte: ELTIFs investieren in weniger bekannte und oft schwer verständliche Anlageklassen wie Private Equity oder Infrastrukturprojekte. Diese sind wesentlich komplexer als Aktien oder Anleihen. Ihr Berater muss detailliert erklären, wie diese Investments funktionieren, welche Risiken damit verbunden sind (z.B. das Scheitern von Projekten oder Marktschwankungen in spezifischen Branchen) und welche Renditeaussichten realistisch sind. Diese intensive Aufklärung und Beratung erfordert Zeit und Fachwissen, was die Beratungskosten erhöht.
- Strenge Regulierungen und Eignungsprüfung: ELTIFs sind nicht für jeden Anleger geeignet. Aufgrund der langfristigen Natur und des höheren Risikos gelten hier strenge Regeln, wer investieren darf. Ihr Berater ist gesetzlich verpflichtet, eine detaillierte Eignungsprüfung durchzuführen. Das bedeutet, er muss Ihre finanzielle Situation genau analysieren, Ihre Anlageziele verstehen und sicherstellen, dass Sie die Risiken tragen können. Bei klassischen Investmentfonds ist diese Prüfung oft einfacher und weniger zeitintensiv, da diese Fonds liquide und weniger riskant sind.
- Begrenzte Liquidität und Exit-Strategien: Ein weiterer Punkt, den Ihr Berater mit Ihnen ausführlich besprechen muss, ist der Exit aus einem ELTIF. Bei einem klassischen Investmentfonds können Sie Ihre Anteile jederzeit verkaufen. Bei einem ELTIF müssen Sie hingegen damit rechnen, dass Sie erst nach Ablauf der Laufzeit, oder wenn der Fonds die Projekte erfolgreich abschließt, an Ihr Kapital gelangen. Ihr Berater muss mit Ihnen diese Exit-Strategien detailliert besprechen, damit Sie keine falschen Erwartungen haben.
Zusammengefasst: Welche Anlage passt besser zu Ihnen?
- Klassische Investmentfonds bieten Ihnen Flexibilität, tägliche Liquidität und relativ einfache Anlageentscheidungen. Sie eignen sich für Anleger, die nicht bereit sind, ihr Geld langfristig zu binden und eine transparente, leicht zugängliche Anlageform bevorzugen.
- ELTIFs hingegen sprechen vor allem Anleger an, die langfristige Ziele verfolgen und bereit sind, ihr Kapital für viele Jahre zu binden. Die Chancen auf höhere Renditen sind hier gegeben, aber es sind auch wesentlich höhere Risiken und Komplexitäten damit verbunden. Die umfangreichere Beratung spiegelt diese Komplexität wider und ist notwendig, um sicherzustellen, dass Sie als Anleger die Natur dieser Investments voll verstehen.
Die Entscheidung, ob Sie in einen klassischen Investmentfonds oder einen ELTIF investieren sollten, hängt von Ihren individuellen Anlagezielen, Ihrer Risikobereitschaft und Ihrer finanziellen Situation ab. Wenn Sie langfristig investieren möchten und sich nicht an kurzfristigen Marktschwankungen stören, könnte ein ELTIF eine interessante Möglichkeit für Sie sein. Bedenken Sie jedoch, dass Sie dafür eine intensivere und teurere Beratung benötigen, die Ihnen jedoch helfen soll, die richtige Entscheidung für Ihre finanzielle Zukunft zu treffen.