Ein neuer Fondsstandard namens ELTIF (European Long-Term Investment Fund) sorgt für Aufsehen in der Investmentwelt. Markus Pimpl, Managing Director und Co-Head Private Wealth Europe bei der Partners Group, teilt seine Einschätzungen über die Potenziale und Herausforderungen dieser spannenden Anlageklasse.
ELTIFs – Eine kurze Einführung
ELTIFs existieren seit 2015, haben jedoch erst mit der Einführung des reformierten Gesetzes “ELTIF 2.0” im Jahr 2023 größere Aufmerksamkeit erhalten. Sie eröffnen privaten Anlegern Zugang zu langfristigen Investments in Private Markets – einem Bereich, der bisher institutionellen Investoren vorbehalten war. „Wir bei der Partners Group haben den ersten ELTIF für Privatanleger bereits vor acht Jahren aufgelegt“, erläutert Pimpl. Dennoch blieb die Akzeptanz anfangs gering, da hohe Hürden den Zugang erschwerten. Mit der Reform hat sich dies grundlegend geändert.
ELTIFs sind nun als offene Fonds mit ISIN und voller Depotfähigkeit verfügbar, wodurch sie flexibler und breiter einsetzbar sind. Dies erleichtert den Vertrieb erheblich und macht ELTIFs auch für Anleger mit kleineren Portfolios zugänglich.
Vorteile und Herausforderungen des neuen Standards
Die Reform des ELTIF-Gesetzes brachte zahlreiche Vorteile mit sich. Ein entscheidender Punkt ist die Verpflichtung von Asset Managern, wichtige Schutzmaßnahmen für Privatanleger zu gewährleisten. Allerdings sieht Pimpl kritisch, dass die Vorschriften für zulässige Anlagen gelockert wurden, wodurch ELTIFs theoretisch auch in öffentlich gehandelte Wertpapiere wie Aktien und Anleihen investieren können. „Das birgt die Gefahr, den ursprünglichen Fokus auf langfristige Privatmarktinvestitionen zu verwässern“, warnt er.
Partners Group bleibt seiner bewährten Strategie treu: Der Schwerpunkt liegt weiterhin auf Investments in Privatmärkte. Anleger partizipieren dabei direkt an einem bestehenden Portfolio aus Unternehmensbeteiligungen und sind sofort vollständig investiert. Dieses Modell vermeidet die strukturellen Nachteile traditioneller geschlossener Fonds und ermöglicht eine klarere Kostenstruktur.
Flexibilität bei langfristigen Anlagen
Ein häufig diskutierter Aspekt von ELTIFs ist ihre eingeschränkte Liquidität. Die Partners Group bietet quartalsweise Rückgabemöglichkeiten an – ein Ansatz, der technischerweise als “semi-liquid” gilt. Pimpl vermeidet jedoch diesen Begriff, da er bei langfristigen Anlagen in Privatmärkten irreführend sein kann. Die Rückgabemöglichkeiten sind bewusst begrenzt, um die Stabilität des Fonds zu gewährleisten und den langfristigen Charakter der Anlage zu betonen.
„Unsere Erfahrung zeigt, dass Anleger die langfristige Perspektive zu schätzen wissen. Liquidität ist oft nicht der entscheidende Faktor, sondern die Diversifikation und Flexibilität, die ELTIFs bieten können“, sagt Pimpl. Zudem eröffnen ELTIFs Zugang zu renditestarken Privatmarktanlagen, die institutionelle Investoren seit Jahren nutzen.
Chancen für kleinere Anleger
Eine bemerkenswerte Entwicklung ist die potenzielle Einführung von ELTIF-Sparplänen, die auch mit geringen monatlichen Beiträgen genutzt werden könnten. „Es gibt keinen Grund, kleinere Anleger auszuschließen“, betont Pimpl. Private Marktanlagen haben sich als sehr erfolgreich erwiesen und könnten auch kleineren Portfolios neue Renditequellen erschließen.
Dennoch sollten Anleger sorgfältig prüfen, welche Produkte für sie geeignet sind. Wichtig ist, dass der Fokus der Allokation auf Privatmärkten liegt und die Gebühren in einem angemessenen Verhältnis zur erwarteten Rendite stehen. Partners Group hebt hervor, dass ihre Produkte institutionellen Standards entsprechen und direkt in bestehende Portfolios investieren, was Transparenz und Effizienz fördert.
Breites Spektrum an Investitionen
Das aktuelle ELTIF-Flaggschiff der Partners Group, ein reines Private-Equity-Produkt, umfasst ein breit diversifiziertes Portfolio aus Direktbeteiligungen. Beispiele hierfür sind der Schweizer Uhrenhersteller Breitling oder die Rosen Group, ein Weltmarktführer in der Diagnosetechnik für Pipelines. Diese direkten Unternehmensbeteiligungen schaffen aus Anlegersicht deutliche Vorteile gegenüber Dachfondslösungen, die oft mit höheren Gebühren einhergehen.
Pimpl erklärt, dass Partners Group bevorzugt Mehrheitsbeteiligungen anstrebt, um aktiv auf die Entwicklung der Unternehmen Einfluss zu nehmen und operative Mehrwerte zu schaffen. „Nur so können wir die hohen Renditen im Private Equity realisieren“, fügt er hinzu.
Risiken und Chancen im aktuellen Umfeld
Die gestiegenen Zinsen der letzten Jahre haben das Investitionsumfeld verändert. Dennoch bleibt Private Equity für langfristig orientierte Anleger attraktiv. „Eine Investition, die sich nur bei extrem niedrigen Zinsen lohnt, ist keine gute Investition“, erklärt Pimpl. Der Fokus auf substanzielle und qualitativ hochwertige Beteiligungen ermöglicht es der Partners Group, auch in Phasen höherer Zinsen stabil zu bleiben.
Fazit: Ein vielversprechender Standard
ELTIFs haben das Potenzial, langfristig ein fester Bestandteil der privaten Vermögensverwaltung zu werden. Mit sorgfältig strukturierten Produkten und einem klaren Fokus auf Privatmärkte könnten sie Anlegern attraktive Renditen bieten. Partners Group sieht in der Reform des ELTIF-Gesetzes einen bedeutenden Schritt zur Demokratisierung alternativer Investments. „Gut gemachte ELTIFs werden Anlegern viel Freude bereiten“, ist Pimpl überzeugt.
Die Entwicklung bleibt spannend – sowohl für institutionelle als auch für private Investoren.