Die beeindruckende Expansion der privaten Märkte hat die Finanzwelt in den letzten Jahren geprägt. Doch mit diesem Wachstum gehen auch systemische Risiken einher, wie der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt. Ein genauer Blick auf die Entwicklung und Dynamik zeigt, dass die zunehmende Verlagerung hin zu privaten Märkten nicht nur Chancen, sondern auch erhebliche Gefahren birgt.

Das rasante Wachstum privater Märkte

Private Märkte – darunter Private Equity, Private Debt, Infrastruktur, Immobilien und Venture Capital – haben sich in den letzten Jahren zu einem dominanten Bestandteil der Finanzaktivitäten entwickelt. Laut McKinsey erreichten die von privaten Fonds verwalteten Vermögenswerte Mitte 2023 ein Volumen von 13,1 Billionen US-Dollar und wuchsen seit 2018 jährlich um nahezu 20 Prozent.

Ein bemerkenswerter Trend ist, dass private Märkte seit Jahren mehr Eigenkapital einsammeln als öffentliche Börsen. Unternehmen können dadurch länger privat bleiben, ohne sich Sorgen um den Zugang zu Kapital machen zu müssen. Dies führt jedoch zu einer zunehmenden Intransparenz: Immer größere Teile der Wirtschaft sind für Anleger und Aufsichtsbehörden kaum noch einsehbar, da Offenlegungspflichten in privaten Märkten oft nur vertraglich und nicht gesetzlich geregelt sind.

Das Wachstum privater Märkte wurde maßgeblich durch das Niedrigzinsumfeld nach der Finanzkrise 2007/08 begünstigt. Laut McKinsey war der Großteil der Renditen von Buyout-Deals auf steigende Marktbewertungen und Leverage zurückzuführen, nicht jedoch auf operative Effizienzgewinne. Mit der aktuellen Straffung der Geldpolitik und steigenden Zinsen entfällt dieser Vorteil jedoch. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage institutioneller Anleger nach illiquiden alternativen Anlagen ungebrochen – und große Vermögensverwalter versuchen zunehmend, wohlhabende Privatanleger in diesen Bereich zu ziehen.

Politische und regulatorische Impulse

Politische Entscheidungsträger treiben den Trend zu privatem Kapital zusätzlich voran. In Großbritannien beispielsweise werden Pensionsfonds ermutigt, in riskantere Anlagen wie Infrastruktur zu investieren. In Europa werden Liquiditätsvorschriften für Pensionspläne gelockert, um alternative Anlagen zu fördern. Dies könnte die Dynamik der Märkte weiter beschleunigen, birgt jedoch das Risiko, dass die erwarteten Illiquiditätsprämien durch übermäßige Kapitalzuflüsse verwässert werden.

Ein Bericht von Amundi und Create Research hebt hervor, dass private Märkte mit hohen Gebühren, intransparenten Prozessen und einem erhöhten Risiko von Fehlinvestitionen einhergehen. Die Rekordhöhe an „Dry Powder“ – also Kapital, das zwar zugesagt, aber noch nicht investiert wurde – weist darauf hin, dass es derzeit mehr Geld als geeignete Investitionsmöglichkeiten gibt. Dies könnte die Renditen für Anleger weiter schmälern.

Darüber hinaus warnt Allison Herren Lee, eine ehemalige Kommissarin der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC, vor der Abhängigkeit privater Märkte von den transparenten Informationen öffentlicher Märkte. Wenn letztere schrumpfen, könnte dies die effiziente Kapitalallokation gefährden.

Systemische Risiken durch private Kreditfonds?

Ein besonders kritisches Segment innerhalb der privaten Märkte ist der Bereich der privaten Kreditfonds. Diese Fonds, die oft illiquide und weniger reguliert sind, könnten laut dem IWF eine potenzielle Quelle systemischer Risiken darstellen. Ihr enger Zusammenhang mit dem regulierten Bankensektor sowie mögliche Fristentransformationen – etwa wenn Anleger Mittel abziehen möchten, während die zugrunde liegenden Kredite langfristig gebunden sind – erhöht die Komplexität und das Risiko für das Finanzsystem.

Der IWF warnt zudem vor einer Verschlechterung der Kreditvergabestandards aufgrund des Wettbewerbsdrucks und des starken Kapitalangebots. Niedrigere Standards könnten zu erhöhten Kreditausfällen führen und langfristig die Stabilität des Finanzsystems gefährden.

Ein weiteres Problem zeigt sich bei Infrastrukturinvestitionen, die zunehmend durch Private-Equity-Fonds finanziert werden. Die britische Wasserindustrie verdeutlicht die Herausforderungen: Laut einer Studie der Universität Massachusetts fehlt es Fondsmanagern oft an Anreizen, kurzfristige Gewinne zugunsten langfristiger Wartung oder Innovationen zu opfern. Dies könnte die Nachhaltigkeit solcher Investitionen gefährden.

Fazit: Eine potenzielle Quelle der nächsten Krise

Die Entwicklung privater Märkte stellt eine der zentralen Veränderungen in der modernen Finanzwelt dar. Obwohl sie Anlegern und Unternehmen neue Möglichkeiten eröffnet, birgt sie erhebliche Risiken – von der Intransparenz über hohe Gebühren bis hin zu potenziellen systemischen Instabilitäten. Der IWF sieht insbesondere im wachsenden privaten Kreditsektor eine potenzielle Quelle für die nächste Finanzkrise.

Die Frage, wie diese Risiken gemanagt und gleichzeitig die Vorteile privater Märkte genutzt werden können, wird entscheidend für die Stabilität des globalen Finanzsystems sein. Anleger und Aufsichtsbehörden sind gefordert, hier mit Weitsicht zu handeln.

Bei der eigenen Produktauswahl für ein mögliches Investment ist daher auf diese Spezies ein besonderes Augenmerk zu richten!