Im Kampf gegen die hohe Inflation in der Eurozone erhöht die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen weiter. Die Leitzinsen steigen wie erwartet um 0,25 %, wie die EZB im Rahmen ihres Zinsentscheids am Donnerstag mitteilte. Bei den drei Zinsentscheiden zuvor hatte die EZB die Zinsen jeweils um 50 Basispunkte erhöht.

Der eigentliche Leitzins (Hauptrefinanzierungszins) steigt per 10. Mai von 3,5 % auf 3,75 %. Der Einlagensatz für die Banken erhöht sich von 3,00 % auf 3,25 %. Der Spitzenrefinanzierungszins wird von 3,75 % auf 4,00 % angehoben.

Mit Blick auf erwartete künftige Zinserhöhungen hält sich die EZB bedeckt. “Die zukünftigen Beschlüsse des EZB-Rats werden dafür sorgen, dass die Leitzinsen auf ein ausreichend restriktives Niveau gebracht werden, um eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen 2 %-Ziel zu erreichen. Dieses Niveau wird so lange aufrechterhalten wie erforderlich”, heißt es im Statement zum Zinsentscheid. “Bei der Festlegung der angemessenen Höhe und Dauer des restriktiven Niveaus wird der EZB-Rat auch künftig einen datengestützten Ansatz verfolgen. Die Leitzinsbeschlüsse des EZB-Rats werden weiterhin vor allem auf seiner Einschätzung der Inflationsaussichten vor dem Hintergrund aktueller Wirtschafts- und Finanzdaten, der Entwicklung der zugrunde liegenden Inflation sowie der Stärke der geldpolitischen Transmission basieren.”

“Die Inflationsaussichten sind weiterhin zu hoch, und dies über einen zu langen Zeitraum”, schreibt die EZB im Statement zum Zinsentscheid. “In Anbetracht des anhaltend hohen Inflationsdrucks, hat der EZB-Rat heute beschlossen, die drei Leitzinssätze der EZB um jeweils 25 Basispunkte anzuheben. Insgesamt stützen die aktuellen Daten weitgehend die Einschätzung der mittelfristigen Inflationsaussichten, zu welcher der EZB-Rat auf seiner vorherigen Sitzung gekommen war. Die Gesamtinflation ist in den letzten Monaten zurückgegangen, der zugrunde liegende Preisdruck ist jedoch nach wie vor hoch.”

Neuigkeiten teilte die EZB zu ihrem laufenden Abbau der Bilanzsumme (Quantitative Tightening, QT) mit. Nachdem die Anleihenbestände aus dem APP-Anleihenkaufprogramm bis Juni um 15 Mrd. EUR pro Monat abgebaut werden, indem fällige Anleihenerlöse nicht vollständig reinvestiert wurden, sollen die Reinvestitionen von Erlösen aus fälligen Anleihen ab Juli 2023 ganz eingestellt werden. Die Reinvestitionen aus dem Pandemie-Kaufprogramm PEPP sollen hingegen noch mindestens bis Ende 2024 fortgesetzt werden.

Die Finanzmärkte hatten überwiegend mit einer Anhebung um 25 Basispunkte gerechnet. Für möglich gehalten wurde aber auch eine Anhebung um 50 Basispunkte.

Am Vorabend hatte die US-Notenbank Fed ihrerseits den Leitzins um 25 Basispunkte angehoben.

Die Teuerung in der Eurozone liegt noch weit vom EZB-Ziel von 2 % entfernt und hat sich im April sogar wieder beschleunigt. So stieg die jährliche Inflationsrate von 6,9 % im März auf 7,0 % im April, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat in der vergangenen Woche auf vorläufiger Basis mitgeteilt hat. Die Kerninflationsrate sank von 5,7 % auf 5,6 %.