Das Thema „Inflation“ verschaffte sich in den vergangenen Wochen wieder deutlich mehr Aufmerksamkeit. Die für Deutschland ermittelte Inflationsrate war im Januar überraschend deutlich von -0,3 % auf +1,0 % nach oben geschnellt. Für die Eurozone insgesamt sprang die Inflationsrate sogar von -0,7 % im Dezember auf +1,6 % im Januar. Und auch der Anstieg der durchschnittlichen Preise für einen repräsentativen Warenkorb dürfte sich zumindest vorerst fortsetzen. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen.

Zum einen haben die Shut- down-Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in manchen Branchen zu Störungen geführt. Kapazitätsengpässe im internationalen Frachtverkehr hatten beispielsweise Lieferverzöge- rungen und steigende Preise zur Folge. So kämpfen Unternehmen der Automobil-, Maschinenbau- und Elektroindustrie mit Lieferengpässen bei Stahl und Mikrochips. Ein weiterer Grund war die Rücknahme der vorübergehenden Mehrwertsteuer-Senkung in Deutschland. Seit Jahresbeginn werden wieder die höheren Mehrwertsteuersätze erhoben, was höhere Endpreise bedeutet.

In den nächsten Monaten werden die Inflationszahlen aber allein aufgrund des sogenannten Basiseffektes weiter steigen, denn Inflation wird als Veränderung des Preisniveaus gegenüber dem Vorjahr gemessen. Und im März und April vergangenen Jahres brachen viele Preis ein, darunter der wichtige Ölpreis. Wenn im März und April dieses Jahres die Preise mit denen von März und April 2020 verglichen werden, ist also der Ausgangswert sehr niedrig, wodurch der prozentuale Anstieg hoch ausfällt. Dies gilt insbesondere für den Rohölpreis, der sich bei diesem Vergleich verdoppelt haben dürfte.

Wer bereits hier nach einer Buchempfehlung fragt, hier ist sie:

Wenn Shutdown-Maßnahmen im späteren Jahresverlauf aufgehoben werden können, dürfte sich zudem die aufgestaute Konsumnachfrage zeigen. Und es ist viel Geld zum Ausgeben vorhanden, denn während der Corona-Pandemie sind die Sparquoten deutlich gestiegen, in Deutschland beispielsweise 2020 mit 16 % auf den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung. In den USA wuchs das Vermögen der Privathaushalte durch die großzügige Fiskalpolitik auf neue Rekorde. Die hohen Ersparnisse sind zwar eine gute Grundlage für einen Konjunkturaufschwung, dürften aber auch für steigende Preise sorgen. Ladenbetreiber, die monatelang schließen mussten, werden versuchen, mit Preiserhöhungen einen Teil ihrer Verluste wieder auszugleichen.

Ob sich dieser Inflationstrend allerdings im Jahresverlauf verstetigt, ist umstritten. Die Prognosen für die Inflationsentwicklung im zweiten Halbjahr gehen weit auseinander. Die vermeintliche Regel, wonach die sehr lockere Geldpolitik der Notenbanken mit stark steigenden Geldmengen zu mehr Inflation führt, scheint durch die Praxis widerlegt zu werden. Denn dann hätte schon seit Jahren das hohe Geldmengenwachstum zu steigender Inflation führen müssen. Vor allem das Beispiel Japan spricht dagegen. Staatsverschuldung und Geldpolitik haben dort schon seit Jahrzehnten eine extreme Entwicklung genommen. Das Land hat eine stark alternde Bevölkerung und muss sich seit Jahrzehnten eher Sorgen um Deflation als Inflation machen.

Tatsächlich scheint es Entwicklungen zu geben, die einer Inflation entgegenwirken. Dazu gehört die fortschreitende Digitalisierung, die es der Wirtschaft erlaubt, effizienter zu wirtschaften.

Wir werden uns dieses Themas im Marktupdate KW19 am Dienstag den 11.05.2021 ab 18:30 Uhr annehmen.

“Deutschland, Europa und die Welt nach Corona aus Sicht eines Finanzökonomen”

wird an den bisher erfolgreichen Formaten mit Kapitalmarktstrategen im Interview mit Frank Seidel anknüpfen. Angefragt sind derzeit Dr. Martin Lück von BlackRock, Tilman Galler von J.P. Morgan und Carsten Roemheld von Fidelity. Sie alle werden gemeinsam mit Frank Seidel einen Blick auf die Wirtschaft um uns herum in der Zeit “nach Corona” werfen. Notieren Sie sich daher gerne diesen Termin in Ihrem Kalender und nutzen Sie die Möglichkeit, durch die Nachricht ins Studio an der Sendungsgestaltung und den Fragen mitzuwirken.