Für etwa ein Jahr war klar, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihren regelmäßigen Treffen die Zinsen erhöhen würde; die Frage war nur, um wie viel. Die EZB hat den Einlagezins, das ist der Zins, zu dem Banken ihr Geld bei der EZB parken können, von -0,5% auf 3,75% erhöht. In der jüngsten Zeit haben wichtige Mitglieder der EZB deutlich gemacht, dass die Inflation, also die allgemeine Preiserhöhung, im Euroraum mit 5,3% immer noch zu hoch ist, um mit den Zinserhöhungen zu pausieren.

Vor dem nächsten EZB-Treffen sind die Erwartungen gespalten, ob die Zinsen weiter erhöht werden. Meiner Meinung nach gibt es gute Gründe für eine weitere Zinserhöhung. Erstens werden neue wirtschaftliche Prognosen erwartet, die wahrscheinlich zeigen, dass die Inflation auch im Jahr 2025 über dem Ziel von 2% liegen wird. Wenn die EZB jetzt keine Zinserhöhung durchführt, könnte sie als unglaubwürdig angesehen werden. Zweitens könnte es die letzte Chance für eine Zinserhöhung sein, bevor wirtschaftliche Daten sich verschlechtern und eine Zinserhöhung riskant wird.

Dann gibt es die Frage, wie „eng“ die Geldpolitik der EZB ist. Mit „neutralen Zentralbankzins“ ist ein Zins gemeint, bei dem die Wirtschaft weder beschleunigt noch verlangsamt wird. Dieser Zins ist theoretisch und nicht direkt messbar, aber Experten schätzen ihn auf etwa 2%. Da der aktuelle Einlagezins bei 3,75% liegt, ist die Geldpolitik also bereits restriktiv.

Was kommt als nächstes? Die Zinsen werden wahrscheinlich nicht bald sinken, und der Fokus wird sich auf die Anleihekaufprogramme der EZB verlagern. Mit diesen Programmen kauft die EZB Staats- und Unternehmensanleihen, um die Wirtschaft zu stimulieren.

Fazit

Ich bin der Meinung, dass eine weitere Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank sowohl gerechtfertigt als auch notwendig ist. Die hohen Inflationsraten und die Gefahr einer baldigen wirtschaftlichen Abschwächung machen eine Zinserhöhung jetzt sinnvoll. Wenn die EZB jetzt keine Maßnahmen ergreift, könnte sie ihre Glaubwürdigkeit riskieren. Darüber hinaus ist die aktuelle Geldpolitik bereits recht restriktiv, und der Fokus wird sich künftig auf andere Instrumente wie Anleihekaufprogramme verlagern.