Die anhaltend hohen Inflationsraten in den Vereinigten Staaten bleiben ein zentrales Thema für die US-Notenbank. Trotz des Drucks gibt es Anzeichen dafür, dass der Leitzins noch in diesem Jahr gesenkt werden könnte. Doch die Aussagen von Jerome Powell, dem Vorsitzenden der Federal Reserve, lassen erahnen, dass die Zinsen möglicherweise länger als erwartet auf einem hohen Niveau bleiben werden.

Am 1. Mai beschloss das Gremium der Währungshüter einstimmig, das Zielband für den Leitzins bei 5,25 bis 5,5 Prozent beizubehalten. Diese Entscheidung folgte auf Daten, die auf anhaltenden Preisdruck in der US-Wirtschaft hindeuten. In einer Pressekonferenz betonte Powell, dass die aktuellen Inflationswerte über den Erwartungen liegen und dass es länger dauern wird, bis die Fed das notwendige Vertrauen gewinnt, um eine Zinssenkung in Betracht zu ziehen. Er machte jedoch deutlich, dass eine Zinserhöhung unwahrscheinlich sei, da keine Belege vorliegen, die darauf hinweisen, dass die derzeitige Geldpolitik nicht ausreichend straff sei.

Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka, kommentierte, dass der Entscheid absehbar war und dass die Fed begonnen hat, das Tempo ihrer monatlichen Bilanzreduzierungen ab Juni zu reduzieren. Er erwähnte auch, dass die erste Zinssenkung wahrscheinlich im September erfolgen wird, mit einer weiteren möglichen Zinswende gegen Ende des Jahres.

Birgit Henseler, Senior-Analystin bei der DZ Bank, wies darauf hin, dass die Zeitpunkte und das Tempo der Zinssenkungen stark von der weiteren Inflationsentwicklung abhängen werden. Sie prognostiziert eine längere Pause der Fed, bis die Inflation deutlich in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels sinkt, was ihrer Meinung nach bis Ende des Jahres der Fall sein könnte.

Eckhard Schulte, Vorstandsvorsitzender von Mainsky Asset Management, sieht die Zinswende ebenfalls auf dem Horizont, allerdings später als ursprünglich angenommen. Er betonte, dass Zinserhöhungen momentan keine Option sind und dass die Fed auf die langfristige Wirkung ihrer derzeit restriktiven Geldpolitik setzt. Schulte hob auch hervor, dass die Fed durch ihre Aussagen Spekulationen über eine mögliche Stagflation der US-Wirtschaft entgegengetreten ist und damit weiterhin ein positives Bild an den Aktienmärkten unterstützt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Federal Reserve geduldig bleibt, während sie die wirtschaftliche Lage genau beobachtet. Eine mögliche Zinswende zeichnet sich ab, jedoch wird sie wohl erst gegen Ende des Jahres eingeleitet, womit die Fed auch politische Überlegungen im Hinblick auf die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen berücksichtigt. Die Märkte und Investoren dürfen gespannt bleiben, wie sich die Inflationsdaten und wirtschaftlichen Indikatoren in den kommenden Monaten entwickeln werden.