Laut Dr. Martin Lück, Kapitalmarktstratege bei BlackRock, könnte die Europäische Zentralbank (EZB) eine weitere Zinsanhebung in Erwägung ziehen, während die US-amerikanische Federal Reserve (Fed) diese eventuell aussetzen könnte. Er merkt an, dass der Fokus der Kapitalmärkte sich vom Thema Geldpolitik hin zu anderen Faktoren verlagern könnte.
„Higher for Longer“ und Verschiebung des Marktfokus
Dr. Lück glaubt, dass Zinsänderungen immer weniger im Mittelpunkt stehen werden. Wichtiger wird, dass die Zentralbanken die Zinsen wohl länger hoch halten als ursprünglich erwartet. Die Märkte haben diese Erwartung jedoch bereits weitgehend eingepreist. Stattdessen rücken Themen wie regionales Wachstum und geostrategische Veränderungen in den Vordergrund.
Globale Wachstumsunterschiede nach der Pandemie
USA vs. Europa vs. Asien
In den USA hat die Wirtschaft sich dynamisch von den Covid-19-Einschränkungen erholt. In Europa war die Wachstumsdynamik dagegen schwächer, unter anderem aufgrund der Krise in der Ukraine und höherer Energiekosten. Asien bleibt hinter den Wachstumserwartungen zurück, was globale Auswirkungen hat, insbesondere auf Europa.
Fiskalpolitische Reaktionen
Dr. Lück weist darauf hin, dass die USA und Asien mit expansiver Fiskalpolitik reagiert haben, während Europa eine zurückhaltendere Haltung einnimmt. Diese fiskalische Zurückhaltung könnte Europa im globalen Wettbewerb benachteiligen.
Energieversorgung: Vorsicht bleibt geboten
Für die DACH-Region, insbesondere Deutschland, bleibt die Energieversorgung im kommenden Winter ein wichtiges Thema. Obwohl die aktuellen Anzeichen entspannt wirken, warnt Dr. Lück vor voreiliger Entwarnung. Unberechenbare Wetterbedingungen könnten die Situation schnell ändern.
Insgesamt deutet Dr. Lück an, dass Kapitalmarktinvestoren in der nächsten Zeit eine breitere Palette von Themen im Auge behalten sollten, weit über die Geldpolitik hinaus.