Laut dem Janus Henderson Sovereign Debt Index ist die weltweite Staatsverschuldung im letzten Jahr um mehr knapp 10 Billionen US-Dollar auf einen Rekordwert von 62,5 Billionen US-Dollar gestiegen.

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Demnach nahmen 2020 Staaten weltweit Schulden auf, die einem Volumen von acht Jahren entsprechen, um die Corona-Pandemie zu bekämpfen, und erhöhten ihre Schulden um mehr als ein Sechstel (17,4%).

Dadurch beträgt der Schuldenstand fast das Vierfache der Summe von 1995 (+273 %) und umgerechnet knapp 11.000 Euro pro Person. Es wird mehr Geld in den Kreislauf gepumpt, als während der Finanzkrise 2008/2009. In Deutschland stiegen die Schulden von 1995 bis 2020 von 1,4 auf 2,8 Billionen Euro.

Da acht von zehn Staaten im Index in eine Rezession rutschten, stockten die Regierungen ihre Haushaltskasse um 9,3 Billionen US-Dollar auf. Dies entspricht einem Siebtel (14,8 %) des weltweiten BIP. Das ist mehr, als zur Stützung der Wirtschaft nach der globalen Finanzkrise 2008 erforderlich war. Allein auf die USA, Japan und China entfiel mehr als die Hälfte der weltweiten staatlichen Neuverschuldung im Jahr 2020.

Gemessen an der Größe seiner Wirtschaft war laut der Janus Henderson Untersuchung Großbritannien mit einem staatlichen Haushaltsdefizit von einem Fünftel seines BIP der größte Kreditnehmer, aber auch die USA, Brasilien, Südafrika, Spanien, Kanada, Japan und Singapur hatten Defizite von mindestens einem Achtel der Größe ihrer Volkswirtschaften. Schweden und die Schweiz gehören zu den Ländern, die sich am wenigsten verschuldet haben. Aber keines kommt auch nur annähernd an Taiwan heran, dessen Schulden im Verhältnis zum BIP gegenüber dem Vorjahr fast unverändert blieben, da eine massive Reaktion auf den Pandemieausbruch die Wirtschaft wachsen ließ.

Der Anstieg der Verschuldung ist seit 25 Jahren höher als das Wirtschaftswachstum.

Bereits vor der Pandemie hatten die Staaten der Welt in jedem der letzten 25 Jahre ein Defizit, da die Ausgaben höher waren als die Steuereinnahmen. Glücklicherweise wuchs auch die Weltwirtschaft stark an, so dass die Steuereinnahmen dies rechtfertigten. Aber der Anstieg der Staatsverschuldung hat laut dem Sovereign Debt Index dennoch das Wirtschaftswachstum um ein Fünftel übertroffen.

Trotz der stark gestiegenen Verschuldung hat sich die Zinslast nicht erhöht. 2020 mussten laut der Untersuchung die Staaten weltweit nur noch 2,0 Prozent Zinsen für ihre Kredite zahlen, 1995 waren es noch 7,6 Prozent. Durch diesen starken Zinsrückgang ist dies Zinslast nur um etwas mehr als ein Fünftel gestiegen, obwohl sich die Verschuldung fast vervierfacht hat. Relativ zum BIP hat sich die Zinslast seit 1995 sogar mehr als halbiert. Kein Land im Index von Janus Henderson zahlte im Jahr 2020 einen höheren Zinssatz als 1995.

Der jahrzehntelange Zinsrückgang hat zu hohen Renditen für Anleiheinvestoren geführt. Zwischen 1995 und 2020 erzielte der BofA Global Government Bonds Index eine Gesamtrendite von 308 Prozent (in US-Dollar). Das entspricht fast dem Fünffachen der Inflationsrate. In Zukunft sollten sich Anleger laut Jim Cielinski, Anleihechef bei Janus Henderson, der Risiken von Anleihen bewusst sein. „Anleger haben in den letzten Jahren hervorragende Renditen mit Anleihen erzielt. Jetzt sind die Zinsen aber wieder auf dem Weg nach oben und das birgt Risiken. Die Zentralbanken werden sich bemühen, die Zinsen vorerst niedrig zu halten, aber stärkere Volkswirtschaften sind tendenziell eine schlechte Nachricht für die Anleihekurse“, sagt Cielinski.

 

Am 11.05.2021 werden wir uns im Rahmen des Marktupdate KW 19 mit diesem Thema beschäftigen. Die Sendung ist überschrieben mit: “Deutschland, Europa und die Welt nach Corona aus Sicht eines Finanzökonomen.”

Ist die Zeit schon gekommen, unter die Corona-Krise wirtschaftlich einen Strich zu ziehen und die Schäden aufzuaddieren? Nein, dazu ist es sicherlich noch zu früh. Mit einer starken dritten Welle und den hausgemachten Problemen der Impfstrategie hätte in dieser Form sicherlich niemand ernsthaft gerechnet. Trotzdem ist es notwendig, für die Anlagestrategie 2021 und auch den Ausblick auf das kommende Jahr und die Ausrichtung quasi “am Ball zu bleiben”. Genau das wird der Kern dieses Marktupdates werden.

Gemeinsam mit Kapitalmarktstrategen anderer großer Assetmanager sammeln wir Marktstimmen und Sichtweisen zu den wirtschaftlichen “Befindlichkeiten” in Deutschland, in Europa und wenn uns die Zeit dazu bleibt weltweit. Denn wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass manche Situationen am Arbeitsmarkt oder bei Zahlungsunfähigkeiten von Unternehmen längst eingetreten sind – wir sehen sie nur noch nicht wirklich transparent und klar in den Statistiken und damit in der Tagespresse. Die Politik versteht es im Moment sehr gut, mit Blick auf die wichtige Bundestagswahl am 26.09.21 gewisse Themen nicht allzu transparent werden zu lassen. Doch genau dort lohnt ein genauer Blick.

Für dieses Marktupdate zugesagt haben bereits Dr. Martin Lück, Kapitalmarktstratege bei BlackRock, Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J. P. Morgan Asset Management, Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity sowie Philippe Bertschi, Fund Manager Multi Asset von Schroder Investment Management (Europe) S.A.