In den zurückliegenden Stunden hat der Ökonom Dr. Daniel Stelter zu den Auswirkungen des Konflikts auf die Weltwirtschaft in verschiedenen Medien wie folgt Stellung genommen:
- Der Konflikt trifft auf eine fragile Weltwirtschaft.
- Diese hat sich von Corona dank massiver staatlicher Hilfen und Liquiditätsflutung durch die maßgeblichen Notenbanken deutlich erholt.
- Was aber angesichts der weiter vorhandenen Angebotsstörungen und der schon seit Jahren zu geringen Investitionen in die Erschließung neuer fossiler Energiequellen (auch aufgrund des Drucks in der Klimapolitik) zu Inflationsdruck geführt hat.
- Dies hat in den USA und UK aber auch in der Eurozone den Druck auf die Notenbanken EZB FED erhöht, die geldpolitischen Zügel anzuziehen.
- Da gleichzeitig Wachstumsschub nachlässt und schon vor Corona gegebene Probleme wieder zu Tage treten – hohe Verschuldung, Blasenbildung an Finanzmärkten, geringe Produktivitätsfortschritte, einsetzender demografischer Wandel – war das Szenario einer Stagflation realistisch.
- Abgesehen vom Risiko erheblicher Turbulenzen an den von ewig billigem Geld der Notenbanken hängenden Vermögensmärkten.
- Auf diese fragile Lage trifft nun das Szenario eines Krieges. Dies kann nur negativ wirken: Die Preise für Rohstoffe, vor allem Öl und Gas, steigen deutlich. Dies noch mehr, wenn Sanktionen ergriffen werden.
- Es ist zwar realistisch, dass die OPEC unter massivem Druck des Westens die Förderung ausweitet, aber dies ist nur beschränkt möglich und dauert etwas. Bei Gas ist die Lage schwerer aufgrund der begrenzten Verlademöglichkeiten für LNG.
- Höhere Energiepreise treiben zunächst die Inflation weiter, wirken aber in Wahrheit rezessionär, weil die Kaufkraft sinkt. Wir werden also einen Rückfall in die Rezession erleben.
- Notenbanken werden aufhören zu bremsen und eher wieder auf Gaspedal drücken, die Staaten noch mehr Schulden machen. Im Ergebnis führt uns das noch weiter hinein in die Sackgasse aus zu hohen Schulden und (nach einem temporären Schock) weiter zu hohen Vermögenspreisen.
- Fazit: Russland trifft auf einen anfälligen Westen. Offen ist übrigens, wie anfällig Russland wirklich für Sanktionen ist.