Bald jährt sich der Tag unseres Marktupdates zum Thema “Inflation, Deflation, Stagflation”, welches weiterhin für registrierte User über die Mediathek abrufbar ist. Denn am 25. August 2020 haben wir uns rund eine Stunde lang mit der Frage beschäftigt, was ist eigentlich Inflation, was Deflation und was ist die unschöne Kombination aus beiden Szenarien, nämlich die sogenannte Stagflation. Wer also Lust hat, schaue gerne noch einmal in der Mediathek für die fachlichen Hintergründe vorbei.

Wie schaut es konkret heute aus? Die Marktteilnehmer erwarten nach wie vor eine robuste Erholung der Weltwirtschaft, aber die Aussichten haben sich leicht in Richtung dieses Szenarios “Stagflation” entwickelt:

Die Wachstumsdynamik lässt langsam nach, der Preisdruck nimmt aber zu.

Der Erfolg der Impfstoffeinführung, die Unterstützung durch die Politik und die Anpassungsfähigkeit vieler Unternehmen, die mit erheblichen Einschränkungen im Bereich Covid-19 zurechtkommen, sorgen für weiterhin positive Prognosen der Investmentgesellschaften und der dortigen Analysten. Die Prognosen für die USA, das Vereinigte Königreich und die Eurozone wurden zum Teil deutlich nach oben korrigieren.

Auch, und da beginnt das Problem, die Inflation wird in naher Zukunft höher ausfallen, was auf den Anstieg der Rohstoffpreise und die Auswirkungen der Wiederbelebung des Dienstleistungssektors zurückzuführen ist. Zwar wird dies nur vorübergehend und nicht für immer so sein, aber auf längere Sicht werden wir wohl einen Anstieg der Inflation sehen und uns damit auseinandersetzen müssen, wenn sich die Produktionslücken langsam schließen und die Kapazitäten im Jahr 2022 knapper werden. Angebot und Nachfrage sind noch längere Zeit nicht zurück in einem ausgeglichenen Zustand.

Das Wachstum in Europa erhält eine deutliche Aufwertung, da das Tempo der Impfungen erhöht wurde, was die Aussichten auf eine frühere komplette Wiedereröffnung verbessert und weitere Beschränkungen vermeidet. Die Inflationserwartung wurde ebenfalls nach oben korrigiert, bleibt aber im Vergleich zu den USA niedriger und zwingt die Europäische Zentralbank daher nicht zu einer Änderung ihres geldpolitischen Kurses.

Gleichzeitig beginnen die Löhne zu steigen – erste prominente Beispiele sehen wir sogar mit Streiks bei der Bahn. Ob das schon für die für eine Stagflation gefürchtete Lohn-Preis-Spirale ausreicht diese in Schwung zu bringen weiß vermutlich heute noch niemand. Aber als Zwischenfazit bleibt bestehen:

Wirtschaftswachstum ist da, schwächt sich punktuell aber bereits leicht ab >>> Preise steigen (in der Realität schneller und stärker als man es in den veröffentlichten Statistiken sieht) >>> Löhne steigen (noch nicht flächendeckend, aber hier und da geht es los).

Es bleibt also spannend zu beobachten, wie sich das Szenario weiter entwickelt. Ein Worst-Case beschrieb Dr. Markus Krall im Rahmen des Sommerinterviews, nachfolgend ein entsprechender Ausschnitt.