Verstehen Sie auch die Stimmung am Aktienmarkt manchmal nicht? Alle sind scheinbar ängstlich und vorsichtig und Kurse steigen trotzdem rasant – oder umgekehrt? Die Stimmungsindikatoren, auch Sentiment-Indikatoren genannt, könnten ein hilfreicher Kompass auf dem oft wirbelnden Meer der Finanzmärkte sein. Schauen wir uns dieses Thema einmal näher an:

Stimmungsindikatoren versuchen, die Emotionen der Marktteilnehmer zu quantifizieren. Hierbei geht es um Gefühle wie Angst oder Gier, die die Entscheidungen von Investoren beeinflussen können. Ein Stimmungsindikator misst diese emotionalen Zustände, um eine Vorstellung davon zu bekommen, ob der Markt eher bullish (optimistisch) oder bearish (pessimistisch) ist.

Ein bekannter Stimmungsindikator ist z.B. der Fear & Greed Index. Dieser Index misst sieben verschiedene Faktoren, darunter Marktmomentum, sichere Anlageoptionen und Marktbreite, um zu einer Zahl zwischen 0 (extreme Angst) und 100 (extreme Gier) zu gelangen. Er kann Investoren helfen zu verstehen, wann der Markt überhitzt (überkauft) oder überverkauft sein könnte, was oft zu einer Marktumkehr führt.

Ein weiterer bekannter Indikator ist der Put/Call-Ratio. Hierbei werden die Anzahl der gehandelten Put-Optionen (Wetten auf fallende Kurse) und Call-Optionen (Wetten auf steigende Kurse) zueinander ins Verhältnis gesetzt. Ein hoher Wert deutet auf einen bearishen Markt hin, ein niedriger Wert auf einen bullishen.

Der in der Grafik dargestellte “Panik / Euphorie Index” ist ein weiterer Stimmungsindikator am Aktienmarkt. Er wurde von der Citigroup entwickelt und soll ein Maß für die Anlegerstimmung liefern, die von extremer Angst (Panik) bis hin zu übermäßigem Optimismus (Euphorie) reicht.

Dieser Indikator berücksichtigt in seiner originären Version verschiedene Marktinformationen wie z. B. die Positionierung von Optionshändlern, Preisentwicklung in der kurzfristigen versus langfristigen Perspektive, Start von Aktienfonds und das Verhältnis von bullischen zu bearishen Marktteilnehmern in Umfragen. Die hier dargestellte einfache Version dieses Index teilt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 durch den Volatilitätsindex VIX und normiert und glättet das Ergebnis.

Wenn der Index einen Euphorie-Wert erreicht, deutet dies darauf hin, dass der Markt möglicherweise überkauft ist. Es könnte ein Zeichen dafür sein, dass Anleger zu optimistisch sind, was häufig auf eine bevorstehende Korrektur hindeutet. Umgekehrt kann ein Panik-Wert darauf hindeuten, dass der Markt überverkauft ist, was oft ein Hinweis darauf ist, dass eine Rallye bevorstehen könnte.

Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass Stimmungsindikatoren niemals isoliert verwendet werden sollten. Sie sind nur ein Teil eines komplexen Puzzles. Andere Faktoren wie Fundamentaldaten (z. B. Unternehmensgewinne, Wirtschaftsindikatoren) und technische Analyse (z. B. Chartmuster) sollten ebenfalls in Ihre Anlageentscheidungen einbezogen werden.

Der Blick auf die aktuellen Werte lässt eine Korrektur zumindest deutlich wahrscheinlicher erscheinen als noch vor einigen Wochen – bitte bedenken Sie dies jetzt in den Urlaubswochen und -monaten und sprechen Sie ggf. Ihren Berater an wegen einer individuellen Risikoeinschätzung oder einer Anpassung.